Auf 68 Jahre können die Mitglieder des Spornitzer Karneval Verein in der Saison 2023/24 zurückblicken. Das sind 68 Jahre, in denen der SKV Freude und Frohsinn vermittelt hat und fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in der Gemeinde Spornitz geworden ist. Grund genug um einen Blick zurück zu werfen auf die Geschichte eines Vereins, der für viele kulturelle Höhepunkte im Dorf sorgte.

Begonnen hat alles an einem verregneten Buß- und Bettag, dem 31.10.1956. Hans Esch, Vorsitzender des Sportvereins hatte schon länger die Idee einen Sportlerkarneval ins Leben zu rufen und an diesem Tag beschlossen er und Gleichgesinnte die Idee in die Tat umzusetzen. Gleich im November kam es zur Gründung eines Elferrates unter der Regie des Sportvereins, die ersten Mützen und Schärpen wurden in Handarbeit von den Ehefrauen angefertigt und auch der Schlachtruf „Spornitz Helau“ war schnell gefunden. Das erste Faschingsfest am 23. Februar 1957 mit Helmut Ewerdt als Sitzungspräsident und unter der organisatorischen Leitung von Hans Esch fand in einem vollkommen überfüllten Dorfsaal statt und war ein Riesenerfolg. Damit war der Grundstein für die kommenden Jahre gelegt, denn alle waren sich einig: Der Karneval in Spornitz muss und soll auch in den nächsten Jahren weitergeführt werden. Ein Ziel an dem alle Aktiven bis hin zum heutigen Tag mit großem persönlichem Einsatz arbeiten.

Im Gegensatz zu heute, wo auch Tänze, Gesangseinlagen und Schunkelrunden zum festen Bestandteil der Veranstaltungen gehören, gab es in den Anfangsjahren des Karnevals in Spornitz nur Büttenabende mit anschließendem Tanz. Die Gäste hatten keine Stühle sondern mussten in Bankreihen Platz nehmen, und trotzdem reichten drei Wochenenden nicht aus, um die enorme Kartennachfrage zu decken. Erfolgreiche Büttenredner der ersten Jahre waren Albert Voß, Gerhard Beckendorf, Otto Voß, Karl Wahls und Reinhard Schröder. Die beiden letztgenannten  wurden zur 50. Saison des SKV mit dem Verdienstorden in Gold mit Brillanten des Bundes Deutscher Karneval für ihre langjährige aktive Arbeit ausgezeichnet.

In den Anfangsjahren waren jährlich stattfindende Karnevalsumzüge durch das Dorf fester Bestandteil des Spornitzer Karnevals. Heute finden Umzüge nur noch in besonderen Jubiläumsjahren statt. Als erster Veranstaltungsort stand dem SKV die Gaststätte Westphal, das spätere „Jägereck“ zur Verfügung. Ende der siebziger Jahre erfolgte dann der Auszug aus dem Dorfsaal in eine neu erbaute Lagerhalle der LPG, die als Gaststätte mit Saalbetrieb eingerichtet worden war, bevor der Verein 1981 für viele Jahre eine neue Heimstätte im neu erbauten Gaststättenkomplex „Goldene Ähre“ fand. Dort standen dem Karneval Verein nun 500 Sitzplätze für das Publikum sowie eine große Bühne mit guter Beleuchtung zur Verfügung. Die nächsten Jahre wurden dadurch die Erfolgreichsten mit den höchsten Besucherzahlen. In dieser Zeit kam es beim SKV auch zu einigen strukturellen Veränderungen. Nach der Saison 1981/82 führte der SKV den Karneval, der bis dahin unter der Regie des Sportvereins stattgefunden hatte, als eigenständiger Verein unter dem Dach des Dorfklubs weiter. Der Vorsitzende des Sportvereins und  bisherige organisatorische Leiter Hans Esch wollte diesen Weg nicht mitgehen. Er schied auf eigenen Wunsch aus dem Karneval Verein aus. Für den Sportverein fand damit eine langjährige erfolgreiche Arbeit ihren Abschluss.

Helmut Ewerdt, bisher Sitzungspräsident, wurde nun Vereinspräsident des SKV. Die Finanzen und die organisatorische Leitung übernahm Peter Dobslaff. Der Programmablauf wurde um weitere Höhepunkte bereichert, denn im Sommer 1982 gründete sich die große Tanzgarde des SKV. Bis dahin hatte es nur die Prinzengarde gegeben, die das Prinzenpaar und die Büttenredner in den Saal begleiteten. Einige Jahre später, 1986, wurde dann die Männertanzgruppe gegründet, die ebenso wie die große Garde des SKV mit wechselnder Besetzung bis heute besteht.

Damals wurden die Grundlagen für die zukünftigen Programme des SKV gelegt, die auch heute noch eine bewährte Mischung aus Tänzen und Büttenreden sind. Mitte der achtziger Jahre erhielt die Tanzgarde die ersten einfachen Gardeuniformen. Ein Exemplar dieser Uniformen wurde 2006 an Gerhard Pingel, den Brauchtumsverantwortlichen des Karnevallandesverbandes Mecklenburg-Vorpommern, für eine Ausstellung des Fastnachtsmuseum in Kitzingen übergeben.

Zu einem besonderen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte gelang 1987 das dreißigjährige Bestehen des Spornitzer Karnevals. Dieses wurde mit einem großen Umzug und dem in Spornitz stattfindenden Aschermittwochstreffen der Karnevalsvereine des Bezirkes Schwerin gefeiert. Im Rahmen dieser Veranstaltung, bei der über 500 aktive Karnevalisten anwesend waren, erhielt der Verein die Anerkennung als Volkkunstkollektiv.

Bereits zu dieser Zeit fanden neben den traditionellen Abendveranstaltungen auch ein Kinderkarneval und eine Seniorenveranstaltung statt. Auch für den Seniorenkarneval gab es immer eine enorme Kartennachfrage, so dass auf diesen Veranstaltungen gelegentlich über 600 Gäste bei Kaffee und Kuchen und einem abwechslungsreichen Programm gemütlich miteinander feierten.
In den Programmen tat sich in den 1980iger Jahren eine neue Generation von Büttenrednern hervor, die es schaffte auch in einem großen und vollbesetzten Saal beim Publikum Heiterkeit und begeisterte Zustimmung hervorzurufen. Sehr erfolgreiche Redner waren Hans-Otto Schröder, Hans-Erich Rogmann, Klaus Seelandt, Mike Seelandt, Silvia Schonda, Peter Dobslaff und Wolfgang Gildhoff, wobei dieser mit seiner plattdeutschen Mundart besonders begeisterte.
Somit waren die Jahre in der Gaststätte „Goldene Ähre“ die erfolgreichsten für den Spornitzer Karneval, bevor der Verein im Herbst 1991 mit der Umstruktuierung der Gaststätte in eine Großraumdiskothek seinen Veranstaltungsort verlor. Der Verein hatte nun keinen Saal mehr im Ort, war praktisch heimatlos.

Der langjährige Präsident Helmut Ewerdt übergab im November 1991 sein Amt an Peter Dobslaff, der neben der Präsidentschaft auch weiterhin für die organisatorische Arbeit verantwortlich war. Er trat aufkommenden Ideen einer Vereinsauflösung konsequent entgegen. Unter seiner Leitung wurde in

den umliegenden Gemeinden nach räumlichen Alternativen gesucht. So kam es, dass die Mitglieder

des SKV in Matzlow, Poltnitz, Groß Godems, Brenz und Neustadt-Glewe für volle Häuser und ausgelassene Stimmung sorgten, bevor der Verein ab der Saison 1993/94 im leerstehenden Kulturhaus im Ortsteil Dütschow wieder einen festen Veranstaltungsort fand. Allerdings war in diesem Saal nur Platz für ca. 180 Personen - und der Neustart war schwierig. Von den beiden Veranstaltungen die im ersten Jahr in Dütschow stattfinden sollten, musste eine Veranstaltung wegen mangelnder Nachfrage abgesagt werden. Doch es machte sich bezahlt, dass die Vereinsmitglieder auch in diesen, nicht immer ganz einfachen Jahren, mit viel Organisationsaufwand, Begeisterung und persönlichem Einsatz ein Programm auf die Bühne stellten, das die Gäste überzeugte. Bald ging es wieder aufwärts und 1997, in der letzten Saison in Dütschow, fanden beide Abendveranstaltungen wieder vor ausverkauftem Haus statt. So konnte der Verein optimistisch in die Zukunft blicken, als ab November 1997 mit der wenige Wochen zuvor fertiggestellten neuen Sport- und Mehrzweckhalle in Spornitz endlich wieder ein großer Saal als feste Heimstätte im eigenen Ort zur Verfügung stand. In den folgenden Jahren gelang es, an die großen Erfolge der 1980iger Jahre anzuknüpfen, wobei das Publikum nicht nur aus treuen Einwohnern der Gemeinde Spornitz besteht, sondern zu einem großen Teil auch aus Stammgästen der umliegenden Dörfer und Städte. Bis heute begeistern die mittlerweile fünf Tanzgruppen und zahlreichen Büttenredner mit einem umfangreichen und unterhaltsamen Programm. Unterstützt werden sie dabei von neu angeschaffter Licht- und Tontechnik. Die Veranstaltungen sind immer gut besucht und in der Regel ausverkauft.

Im Frühjahr 2009 vollzog sich in der Vereinsführung ein Generationswechsel. Nach 27 Jahren übergab Peter Dobslaff die organisatorische Leitung an Christian Gennerich, der gleichzeitig auch neuer Präsident wurde. Parallel dazu konnte der Vorstand mit jungen Vereinsmitgliedern neu besetzt werden. Damit wurden die Weichen für eine weitere erfolgreiche Vereinsarbeit gestellt.

 

Aus Anlaß der 60. Saison des Spornitzer Karneval fand im Februar 2016 das 26.Landestreffen der Karnevalvereine des KLMV mit ca. eintausend Närrinen und Narren in Spornitz statt. Die Veranstaltung war für den SKV als Gastgeber ein voller Erfolg und ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte, auch wenn er mit einem riesigen organisatorischen Aufwand verbunden war.

Es zeigte sich, daß der vor wenigen Jahren vollzogene Generationswechsel erfolgreich war.